Schriften zu Martin Schmid

Katalog Martin Schmid
Ausstellung 2002
Bundesministerium der Justitz Berlin

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Zitate

Hanno Reuther, 1988

» Es paßt zum sanft obstruktiven Geist dieses Künstlers, daß er auch die Fresko-Prinzipien einer unauffällig der Architektur sich einfügenden „Kunst am Bau“ gegen den Strich und gegen die schlechte Gewöhnung realisiert. Wie seine Gemälde ist auch das Tübinger Wandbild gegenperspektivisch von hinten nach vorne gestaffelt, quillt in Reichtum über, in der Abundanz der Gegenstände. Blühende Pracht und Sinnlichkeit, wie eine Girlande gedreht über zweieinhalb mal fünfundzwanzig Meter.

Noch ist das Riesenbild mit seinen tief ausgezackten Umrissen nicht in der Phase seiner Ertüchtigung vor den Kranken mit manifester oder fraglicher Diagnose; und doch schon leuchtet unmittelbar ein, wie es an diesem Ort des beschädigten oder reduzierten Lebens ganz richtig daran tut, die pralle Üppigkeit und saftige Farbigkeit gewölbter, strotzender Formen zu feiern in einem spiraligen Reigen der Berge, Pflanzen, Leiber. Das gewissermaßen rhapsodisch strömende Bild, eine erstaunliche Seh-Erfahrung, wirkt auch noch im schrägen Draufblick als sanft gespannte Seelenlandschaft. «