Schriften zu Martin Schmid
Katalog Martin Schmid
Ausstellung 2002
Bundesministerium der Justitz Berlin
Zitate
Reinhold Wurster, 1980
» Nicht nur die Entwicklung dieser Malerei seit nahezu drei Jahrzehnten zeigt - unabhängig von den jeweils dominierenden Stiltendenzen - solche Kontinuität. Auch jedes einzelne Bild macht sie sichtbar. Der unaufhörliche Prozeß von Befruchten und Keimen, von Wachsen und Entfalten wird begleitet von einem malerischen Prozeß, der eben dieses Grundthema genau spiegelt, Formen und Bedeutungen ständigem Wandel unterwirft, aus jeder Form neue Formen, aus jeder Bedeutung neue Bedeutungen sprießen läßt; ein malerischer Prozeß, der vegetative psychische Prozesse nachvollzieht und in der Überlagerung verschiedener Bildzustände diesen Prozeß auch für den Betrachter nachvollziehbar macht; ein malerischer Prozeß aber auch, der eigentlich nicht abzuschließen ist, dessen Kontinuität irgendwann einmal gewaltsam unterbrochen werden muß. Von der „enormen Schwierigkeit“, seine Bilder abzuschließen, spricht deshalb der Maler; und er bezeichnet seine Bilder als „zeitlich“, weil die einzelnen Bildzustände einander antworten, in ihrem „einschmelzenden Prinzip etwas vom unendlich Zusammenhängenden der verkörperten Welt“ deutlich machen.
Da wird etwas von paradiesischer Übereinstimmung greifbar, einer Übereinstimmung, von der wir gemeinhin nur noch träumen zu können glauben. Es ist eine Kontinuität, wie sie wohl in unserem Unbewußten noch vorhanden ist. Martin Schmid setzt sie frei, macht sie zur ästhetischen Gewißheit. Seine Bilder sind Überredungen, in Übereinstimmung mit dem Unbewußten zu leben. «